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Berufsporträt APN

Advanced Practice Nurse (APN) ist ein Oberbegriff für Pflegefachpersonen, die im Rahmen eines Master of Science-Studiums erweiterte klinische Kompetenzen («advanced practice») erworben haben. Die beiden häufigsten APN-Rollen sind Nurse Practitioner (NP) und Clinical Nurse Specialist (CNS). Obwohl es Überschneidungen zwischen den beiden Rollen gibt, bestehen klare Unterschiede. Beide Rollen sind wichtig für die UAFP. Insgesamt ist die CNS-Rolle in Schweizer Spitälern weitaus verbreiteter als die NP-Rolle und konzentriert sich auf die Unterstützung des Pflegepersonals und die Entwicklung der Pflegepraxis. NPs beurteilen, behandeln und betreuen Patientinnen und Patienten aus einer umfassenden medizinischen und psychosozialen Perspektive eng mit den ärztlichen Kollegen zusammen.

Pflegeexpertinnen und -experten als NP oder CNS unterstützen deshalb in interprofessionellen Teams bei der Weiterentwicklung der umfassenden Pflegepraxis und punkten deshalb im Betrieb mit ihren vertieften klinischen und forschungsorientierten Kompetenzen. Sie bringen Fähigkeiten zur Entscheidungsfindung bei hoch komplexen Sachverhalten und klinische Kompetenzen für eine erweiterte pflegerische Praxis mit.

Pflegeexpertinnen und Pflegeexperten kommen in komplexen gesundheitlichen Situationen zum Zug. Sie verfügen über vertieftes Fachwissen in klinischer Pflege und planen in interprofessioneller Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft Behandlungen und medizinische Massnahmen. Warum die Pflegeexpertin als Generalistin unterwegs ist und warum es ab und an Fingerspitzengefühl braucht, erklären uns Olga Muser und Anja Peyer, beides Pflegeexpertinnen in der UAFP.

Was ist deine Aufgabe als Pflegeexpertin?

Olga Muser: Als Pflegeexpertin bin ich Generalistin mit einem 360 Grad Rundumblick auf die Patientinnen und Patienten sowie deren individuellen Situationen im Spital, aber auch zu Hause. In Bezug auf die individuelle Behandlung steht die Beratung der Patientinnen und Patienten an oberster Stelle. Ich übernehme die fachliche Führung im Shared Leadership mit der Stationsleitung und widme mich komplexen Situationen und unterstütze somit das Pflegepersonal. Die enge Zusammenarbeit im interprofessionellen Team ist dabei das A und O.

Was gefällt dir an deiner Arbeit besonders?

Anja Peyer: Mir gefällt besonders gut die Vielfältigkeit meiner Arbeit, jeder Tag ist anders. Die unterschiedlichen Aufgaben, etwa bei der Visite dabei zu sein, Ärztinnen und Ärzte und Pflegefachpersonen zu beraten oder auch für die Befähigung von Pflegepersonen verantwortlich zu sein. Zudem gibt es immer wieder neue und komplexe Herausforderungen und ich kann eigene Ideen umsetzen. Ich habe einen sehr engen und persönlichen Kontakt zu den Mitarbeitenden. Zusammen mit der Stationsleitung tausche ich mich ständig aus. Einzigartig in der UAFP ist der breite Gestaltungsfreiraum punkto Aufgaben. Ich versuche stets die Pflegequalität zu erhöhen und die Rahmenbedingungen für meine Pflegekolleginnen und -kollegen günstig zu beeinflussen und mich bei Optimierungsbedarf bei Arbeitsabläufen einzubringen.

Was für Herausforderungen stellen sich dir im Spitalalltag?

Olga Muser: Den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten, der Mitarbeitenden und seinen eigenen Alltag zufriedenstellend gerecht zu werden, ist ein Spagat. Aber gerade das finde ich an meinem Job spannend. Die verschiedenen Situationen und Persönlichkeiten bereichern meine Arbeit. Ich finde es sehr schön, neues Wissen zu implementieren; in der täglichen Arbeit sowie bei der Optimierung von Prozessen. Wir alle sind Gewohnheitsmenschen und ab und an bedarf es etwas Fingerspitzengefühl.

Was muss man mitbringen, um als Pflegeexpertin zu arbeiten?

Anja Peyer: Um als Pflegeexpertin zu arbeiten ist ein Masterabschluss sinnvoll und Interesse an enger Teamarbeit. Begeisterung für den jeweiligen Fachbereich ist ein Plus. Als Pflegeexpertin ist man auf der Abteilung viel unterwegs und kann zusammen im Team einiges bewirken.

Ob universitäre Forschung, Pflegequalität, moderne Infrastruktur oder auch die richtige Ernährung im Alter und der Einsatz von KI in der Spitalküche, letztlich geht es darum, die Behandlung unserer Patientinnen und Patienten nach neusten Erkenntnissen gewährleisten zu können. Um einen Einblick in unseren Spitalalltag gewährleisten zu können, geben wir in regelmässigen Abständen Einsicht. Diesmal spricht unsere Pflegeexpertin Susanne Holzemer mit Nicole Berchtold über Teamarbeit, Interprofessionalität und die Herausforderungen in der Alterspsychiatrie.

Frau Holzemer, Sie sind Pflegeexpertin. Können Sie mir erklären, was genau eine Pflegeexpertin macht?

Susanne Holzemer: Ich stehe in meiner Funktion in komplexen Situationen dem Pflegeteam fachlich zur Seite. Durch persönliches Coaching werden Pflegefachkräfte befähigt anhand wissenschaftlicher Grundlagen, klinische Assessment und Anamnesen für die Pflegeplanung zu erstellen. Dabei ist die Kommunikation und Interprofessionalität enorm wichtig. 

Menschen mit Demenz zu behandeln, scheint mir eine komplexe Pflegeaufgabe zu sein. Wie können Sie Menschen mit Demenz den Alltag erleichtern?

Susanne Holzemer: Ja, das ist eine grosse Herausforderung. Unsere Aufgabe ist es, die Psychiatrie und die Somatik in den Pflegeprozess zu integrieren. Wenn demenzkranke Menschen aus ihrem Umfeld gerissen werden, sind sie meist völlig hilflos, da ihnen die tägliche Routine fehlt, die ihnen normalerweise Sicherheit gibt. Dem versuchen wir mit einer exzellenten Anamnese entgegenzuwirken. Die Angehörigen sind von Anfang an mit im Boot und legen gemeinsam den Schwerpunkt der Behandlung fest. Auch emotional ist das nicht immer einfach. Die Gespräche mit den Patienten und den Angehörigen sowie mit den Berufsgruppen bei uns im Haus sind enorm wertvoll und auch wichtig. Bei bestimmten Erkrankungen ist eine Rückkehr nach Hause nicht mehr möglich, das ist immer emotional behaftet und braucht Zeit und Empathie.

Magazin "Backstage"