Sinnhaftigkeit und Interprofessionalität in der akuten Altersmedizin
Unser Co-Chefarzt der akuten Altersmedizin Dr. med. Gaudenz Tschurr spricht mit Nicole Berchtold über sinnvolle Altersmedizin und die Wichtigkeit der Interprofessionalität.
Herr Tschurr, was genau muss ich mir unter Altersmedizin oder genauer unter Akutmedizin überhaupt vorstellen?
Gaudenz Tschurr: In der akuten Altersmedizin haben wir es meistens mit Patientinnen und Patienten zu tun, die multimorbid sind. Das bedeutet, wir haben es bei einem Patienten gleichzeitig zu seinem akuten Problem mit zwei oder mehreren chronischen Erkrankungen zu tun. Deshalb schauen wir diese Menschen immer interdisziplinär an. Wie sehen etwa seine funktionellen oder kognitiven Reserven aus? Kann er sich noch selbst um den Haushalt kümmern, wie fit ist er auf den Beinen, wie gut ist die mentale Gesundheit? Deshalb ist die Interprofessionalität bei uns so wichtig, in dem verschiedene Berufsgruppen das komplexe Krankheitsbild des hochbetagten Menschen sowie seine Funktion und das Funktionieren in seiner Umwelt gemeinsam betrachten.
Die Universitäre Altersmedizin FELIX PLATTER ist auch Ausbildungs- und Forschungsstätte. Wie muss ich mir das vorstellen?
Gaudenz Tschurr: Als Ausbildungsstätte haben wir viele Assistenzärzte. Viele von diesen Assistenzärzten kommen direkt von der Universität und machen bei uns ihr erstes Jahr. Es sind knapp 40 Assistenzärzte, die übers Jahr verteilt hier zu arbeiten beginnen. So geben wir den neuen Kolleginnen und Kollegen unser Wissen weiter. Das ist uns wichtig und macht Spass. Auch wenn die meisten leider nicht in der Geriatrie bleiben, werden sie jedoch in jedem Spital mit älteren Menschen zu tun haben und dann von unserem Wissen profitieren. Diese Faktoren sprechen sich herum, deshalb können wir die Assistenzarztstellen gut besetzen.
Wie unterscheidet sich die Universitäre Altersmedizin FELIX PLATTER von einem herkömmlichen Altersspital? Was genau macht den Unterschied?
Gaudenz Tschurr: Wir sind ein Zentrum, das auf Altersmedizin spezialisiert ist. Deshalb behandeln wir meist komplexe Krankheitsbilder. Die Menschen, die zu uns kommen, sind wegen eines akuten Geschehens ins Spital eingewiesen worden, bringen aber mehrere weitere Erkrankungen mit, eben die vorhin angesprochene Multimorbidität. In der Altersmedizin können wir dann nicht nur die akute Erkrankung, sondern den Menschen im Gesamten behandeln. Die Kommunikation zwischen den Berufsgruppen ist dabei matchentscheidend.