
Neues Denken in der Altersmedizin
Prävention gewinnt an Bedeutung
Die Altersmedizin steckt mitten in einem spannenden Wandel. Der Fokus liegt nicht mehr ausschliesslich auf der Akutmedizin und Rehabilitation, sondern zunehmend auch auf der Präventivmedizin. Es geht nicht mehr nur darum, Krankheiten zu behandeln, sondern Gesundheit aktiv zu erhalten und das Altern möglichst gesund zu gestalten.
Diese Entwicklung widerspiegelt sich im Alltag der geriatrischen Spitäler wie unsere in der Schweiz: Ältere Menschen möchten mitbestimmen, wenn es um ihre Gesundheit geht. Zusätzlich wird der personalisierten Medizin mit individuellen Ansätzen weiter Vorschub geleistet.
Medikamente neu gedacht: Zukunftsweisende Erkenntnisse
Verbesserungen durch Medikamente in der Altersmedizin sind oft nicht kurzfristig, sondern eher im mittel- und langfristigen Zeitraum zu bewerten. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf Polypharmazie, wo Wechselwirkungen zwischen Medikamenten ein kritisches Problem darstellen.
Beispielsweise zeigt ein Medikament, welches seit den 1950er-Jahren zur Behandlung von Typ-2-Diabetes zugelassen ist, seit letztem Jahr Potenzial als «Anti-Aging-Mittel» durch die Hemmung des mTOR-Signalwegs, was unterstützende Effekte auf das gesunde Altern ermöglichen könnte.
GLP-1-Rezeptoragonisten hingegen bieten nicht nur Vorteile bei der Blutzuckerregulation, sondern scheinen auch die Herz- und Muskelgesundheit zu beeinflussen, was besonders in der Altersmedizin von Bedeutung ist.
Künstliche Intelligenz als neue Verbündete
Auch die Digitalisierung, insbesondere die Integration von KI (Künstliche Intelligenz) in die Medizin, trägt ihren Teil zur Weiterentwicklung bei. An unserem Spital wird beispielsweise an der an der KI-basierten, schnittbildgestützten computertomografischen Merkmalsanalyse gemeinsam mit klinischen Informationen geforscht. Das Ziel: Muskelmasse und -qualität älterer Menschen möglichst präzise, nachhaltig und individuell zu analysieren. Diese Entwicklungen werden künftig äusserst wertvoll für das Verständnis von Krankheitsbildern wie Sarkopenie und Malnutrition sein.
Ein weiteres spannendes Tool ist der sogenannte „Food-Scanner“. Diese KI-gestützte Technik analysiert die Nahrungsaufnahme von Patientinnen und Patienten und hilft so, den Ernährungszustand systematisch zu überwachen – ähnlich wie bei der Kontrolle von Vitalzeichen.
Personalisierte Medizin im Aufwind
Die Altersmedizin macht derzeit spannende Fortschritte. Einer ist beispielsweise der Ansatz der epigenetischen Uhr, wie sie von Tony Wyss-Coray entwickelt wurde. Dieser Ansatz misst das biologische Alter von Organen und Geweben – und eröffnet so ganz neue Perspektiven für evidenzbasierte Analysen von Interventionen in der Ernährungs- und integrativen Medizin sowie körperlicher Aktivität. Die Idee: Man kann künftig viel gezielter messen, wie sich Ernährung, Bewegung oder Medikamente auf den Körper auswirken. Für ältere Menschen könnten daraus völlig neue Präventions- und Behandlungsstrategien entstehen.
Zusammenarbeit mit Hausarztpraxen als Schlüssel zum Erfolg
Hausärztinnen und -ärzte spielen eine tragende Rolle bei der Früherkennung von Gesundheitsproblemen und Prävention. Regelmässige Screenings ermöglichen es, etwa eine beginnende Sarkopenie rechtzeitig zu erkennen – bevor daraus ernsthafte gesundheitliche Probleme entstehen.