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Inkontinenz im Alter: Muss ich damit leben?

18. June 2024 · · Marietta Meier und Silvia Violante

Über Inkontinenz zu sprechen, fällt vielen Menschen schwer, dabei sind in der Schweiz ca. 500'000 Personen betroffen. Frauen leiden öfters an einer Blasenschwäche als Männer, insbesondere nach einer Geburt, aber auch mit steigendem Alter. Die Beschwerden und der unkontrollierbare Harnverlust führen nicht selten zu einer eingeschränkten Lebensqualität und aus Scham zu einer sozialen Isolation.

Ursachen und Arten der Inkontinenz

Die Ursachen für eine Inkontinenz sind vielfältig. Neben Schwangerschaft/Geburt können u.a. Übergewicht, schwere körperliche Belastungen, eine Bindegewebsschwäche, hormonelle Umstellungen, z. B. in den Wechseljahren oder neurologische Erkrankungen verantwortlich sein. Auch gibt es verschiedene Arten der Inkontinenz: Bei einer Dranginkontinenz verliert man den Harn eher schwallartig, bei einer Stressinkontinenz geht der Urin bei starker Belastung des Beckenbodens (beim Niesen, Husten etc.) in Spritzern ab. Bei einer Überlaufinkontinenz aufgrund einer vergrösserten Prostata läuft der Urin ständig und tröpfchenweise aus.

Vorbeugung und Alltagstipps

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man einer Blasenschwäche entgegenwirken kann.  So sollten Belastungen im Alltag möglichst vermieden werden (keine schweren Lasten heben), auch Sportarten wie Joggen oder Tennis sind eher nicht geeignet. Empfohlen werden Pilates, Yoga, Schwimmen oder auch Velofahren oder Walking. Unterstützend wirkt ein ausgewogenes Trinkverhalten (1.5 -2 Liter pro Tag, je nach Aktivität, Alter und Temperatur). Auf keinen Fall sollte man aus Angst vor Inkontinenzereignissen weniger Trinken, da dann der Urin konzentriert ist, die Blase dadurch gereizt wird und somit die Gefahr einer Blasenentzündung steigt. Zu beachten ist, dass Kaffee, Schwarztee, Bier, Light-Produkte und auch kohlensäurehaltige Getränke eine harntreibende Wirkung haben. Auch Lebensmittel mit einem hohen Wassergehalt (z.B. Gurken, Melonen, Erdbeeren, Spargel, Kartoffeln etc.)  können eine harntreibende Wirkung haben. Empfohlen wird eine nahrungsfaserreiche Ernährung, da sich eine Verstopfung negativ auf eine Blasenschwäche auswirken kann.

Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten

Eine wichtige Inkontinenzprophylaxe ist das Beckenbodentraining. Der Beckenboden ist der äussere Schliessmuskel von Darm und Blase. Um seine Funktion zu erhalten, wird ein regelmässiges Training des Beckenbodens mit leichten Übungen empfohlen. Auch mittels Elektrostimulation oder Bio-Feedback kann die Blase bzw. der Beckenboden angeregt werden. Zudem gibt es lokale Therapien wie Hormonpräparate oder Pessare. Eine Inkontinenz kann auch medikamentös behandelt werden: Anticholinergika beruhigen die Blasenwand und wirken bei Dranginkontinenz, Antidepressiva können bei Stressinkontinenz Linderung verschaffen. Ein Katheter hingegen ist bei den meisten Fällen nicht empfehlenswert, da es vermehrt zu Infektionen kommen kann. In Einzelfällen kann auch eine Operation helfen.

Sollten die Beschwerden die Lebensqualität einschränken und man seine Lebensgewohnheiten deshalb ändern muss, sollte man sich Hilfe bei einer Fachperson holen. Dies kann der Hausarzt / die Hausärztin sein, ein/e Gynäkolog/in oder eine/e Urologe/in.