Flüssigkeitsmangel im Alter - ein unterschätztes Risiko
Im Alter hat jede vierte Person Schwierigkeiten, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Ein Flüssigkeitsmangel entsteht, wenn Menschen entweder zu wenig trinken, übermässig Flüssigkeit verlieren oder eine Kombination aus beidem vorliegt. Während in Krankenhäusern diese Problematik oft schnell erkannt und behandelt wird, bleibt sie im häuslichen Umfeld oder im Pflegeheim häufig unbemerkt. Dies kann schwerwiegende Folgen für die Gesundheit älterer Menschen haben.
Eine kürzlich publizierte Übersichtarbeit untersuchte die Häufigkeit von Flüssigkeitsmange bei älteren Menschen, die zu Hause oder in Pflegeheimen leben. Die Analyse umfasste 61 Studien mit über 22.000 Teilnehmern. Dabei zeigte sich, dass 19 % der zu Hause lebenden und 34 % der in Pflegeheimen betreuten älteren Menschen an Dehydratation leiden. Diese Werte schwankten jedoch stark. In 21 der untersuchten Studien wurde der Flüssigkeitsmangel mittels Messung der Serum- oder Plasma-Osmolalität (>300 mOsm/kg) festgestellt, einer zuverlässigen Methode zur Bestimmung des Flüssigkeitsstatus. Hier zeigte sich, dass jede vierte Person einen Flüssigkeitsmangel hatte.
Interessanterweise fand sich kein Zusammenhang zwischen Dehydratation und Faktoren wie Alter, Geschlecht, Pflegebedürftigkeit, kognitiven Einschränkungen, Diabetes oder Niereninsuffizienz. Die Autoren vermuteten, dass die grossen Unterschiede auf individuelle Verhaltensmuster zurückzuführen sein, wie etwa das Trinken in Gesellschaft, die Verfügbarkeit von Getränken oder die Unterstützung durch Gesundheitsfachpersonen. Auch kulturelle Faktoren wie Trinkgewohnheiten oder Bedenken bezüglich Inkontinenz spielen eine Rolle. Ein weiterer Aspekt, der die Dateninterpretation beeinflussen könnte, ist der Zeitpunkt der Messungen, da der Flüssigkeitsstatus je nach Tageszeit variiert.
Ein chronischer Flüssigkeitsmangel im Alter kann jedoch gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit haben, einschliesslich Nierenprobleme, eine eingeschränkte kognitive Funktion, Schwindel und Sturzgefahr. Um solchen Risiken vorzubeugen, wird eine tägliche Trinkmenge von 1.6 Litern für Frauen und 2 Litern für Männer empfohlen. Es ist wichtig, dass ältere Menschen – insbesondere diejenigen, die in Pflegeheimen leben oder pflegebedürftig sind – regelmässig zum Trinken ermutigt werden und ausreichend Zugang zu Getränken haben. In unserem Blog "Richtiges Verhalten bei heissen Sommertagen" findest du weitere hilfreiche Tipps und Empfehlungen, wie ältere Menschen an heissen Tagen ihren Flüssigkeitsbedarf besser decken können.
Quellen:
Parkinson E, Hooper L, Fynn J, et al. Low-intake dehydration prevalence in non-hospitalised older adults: Systematic review and meta-analysis. Clin Nutr 2023 https://shorturl.at/viNwo
Masot O , Miranda J, Lavedan Satamaria A, et al. Fluid intake recommendations considering the physiological adaptations of adults over 65 years. A critical review. Nutrients 2020 https://shorturl.at/8jCYN